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In Wiens Innenstadt wurde der Grundstein für das Holocaust-Mahnmal gelegt "Mit der Geschichte des Antisemitismus brechen" ------------------------------------------------------------------------ Eva Linsinger ------------------------------------------------------------------------ Wien - Große Anlässe brauchen große Worte. - "Wir wollen signalisieren, daß wir mit der Geschichte des Antisemitismus brechen wollen. Das ist die Botschaft zum Tag", befand Wiens Bürgermeister Michael Häupl, daß es um mehr als die Grundsteinlegung für das Mahnmal auf dem Judenplatz gehe. Und bekam postwendend von Mahnmal-Initiator Simon Wiesenthal Lorbeeren gestreut: "Berlin, wo seit Jahren über ein Holocaust-Mahnmal debattiert wird, bräuchte einen Bürgermeister wie Häupl. Der hat vor Jahren gesagt - wir machen es. Und dabei ist es geblieben." Muzicant: Geht um "Respekt" Gut, zwischendurch ist einiges passiert: Diskussionen, Verzögerungen, Mißtöne, Streit innerhalb der Kultusgemeinde. Anfang 1996 wurde der Mahnmal-Entwurf gekärt, die auf dem Judenplatz gefundenen Reste der 1421 zerstörten Synagoge waren dann aber Anlaß für eine Debatte - die auch den eigentlich geplanten Mahnmal-Enthüllungstermin im November 1996 platzen ließ. Das ist aber am Montag nicht mehr wichtig. Da legen Häupl und Kulturstadtrat Peter Marboe feierlich den Grundstein für das Mahnmal, da nickt der Rabbi, der aus dem Fenster des Misrachi-Hauses am Judenplatz die Zeremonie beobachtet, zustimmend, da betont Ariel Muzicant, der Präsident der Kultusgemeinde, daß es "nicht um Wiedergutmachung, sondern um Wahrheit und Respekt" geht. Und borgt sich schnell für das anschließende Gebet eine Kippa aus. Judenplatz als "Ort des Gedenkens" Das Mahnmal an sich, die nach außen gestülpte Bibliothek von Rachel Whiteread, ist schon lange fertig. Jetzt wird an dem Drumherum gebaut, das im Zuge der Debatte immer umfangreicher wurde und das den gesamten Judenplatz zu einem "Ort des Gedenkens" (Marboe) machen soll. Die historischen Ausgrabungen müssen laut Günter Düriegl, dem Direktor der Mussen der Stadt Wien, aufgrund des Klimas überdacht werden. Damit die Bima und die Männerschul, die Lesekanzel und der Hauptraum der Synagoge, im unterirdischen Schauraum dennoch zu besichtigen sind, wird der Innenraum tiefer gelegt. Dafür werden die Bima und die Säulen durchschnitten und auf das Bodenniveau abgesenkt. Das Mahnmal an der Oberfläche wird ein wenig verschoben, damit es nicht direkt über der Bima steht. Der Schauraum ist durch das Misrachi-Haus erreichbar. Das Haus selbst wird saniert - und im Keller und im Erdgeschoß zu einem Museum ausgebaut. In einem Teil wird das jüdische Leben im Mittelalter und die Geschichte der Synagoge gezeigt - bis zur Geserah 1421, der ersten großen Vertreibung der Juden, und der Zerstörung der Synagoge. In einem anderen Raum soll die Genese des Mahnmals präsentiert werden. Namen der 65.000 getöteten Juden Und das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (D…W) gestaltet den dritten Raum, in dem gezeigt werden soll, was der Holocaust für …sterreich und Wien bedeutet hat. "Für museale Darstellung ist dort kein Platz. Wir müssen uns auf die Todesumstände beschränken", sagt D…W-Leiter Wolfgang Neugebauer. Daher werden in dem Raum vor allem Computer stehen, auf denen unter anderen die Namen der 65.000 im Holocaust ermordeten Wiener Juden abfragbar sind. Neben dem Platzmangel nennt Neugebauer noch einen Grund, warum im Misrachi-Haus kein Shoa-Museum entsteht: "Muzicant möchte ein eigenes, großes Holocaust-Museum. Das ist aber ein aufwendiges Projekt, das diesen Rahmen sprengen würde." Die gesamte Gestaltung des Judenplatzes kostet 130 Millionen Schilling. Bis Ende nächsten Jahres soll der Platz fertig sein - auf einen genauen Termin will sich niemand festlegen. Was kommt es auch auf ein Monat auf oder ab an, wenn es um Großes geht: "Wir wollen", sagt Häupl, "wir wollen signalisieren, daß wir uns mit der Geschichte auseinandersetzen." ------------------------------------------------------------------------ © DER STANDARD

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last update: 21.06.2000

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